Wenn man die Leserbriefspalten der letzten Wochen durchblättert, kann man den Eindruck gewinnen, es gäbe kein größeres Übel unter der Sonne als die Windenergie. Sie schade Mensch und Tier, verschandle unsere Kulturlandschaften und sei – so nun Frau Hartmann-Wegner – noch nicht einmal wirtschaftlich solide umzusetzen, denn unklar seien Finanzierung, Windmessung und die Entsorgung von Altanlagen. Hier ist ein bißchen Versachlichung am Platz:
Es ist nicht zu leugnen, dass es auch in der Windenergiebranche Fehlkalkulationen und Pleiten gibt. Daraus den Schluss zu ziehen, die Windenergiebranche sei unwirtschaftlich, ist genauso absurd, als würde man aus der Opel-Pleite den Abgesang auf die Autoindustrie ableiten. Viele Binnenlandprojekte zeigen: Windenergie ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch interessant, jedenfalls solange wie die von Bundeswirtschaftsminister Gabriel geplante EEG-Reform ihr nicht den Wind aus den Flügeln nimmt.
Was den Rückbau von Anlagen betrifft, so gelten die Regeln des Windenergieerlasses. Danach ist durch die Genehmigungsbehörde eine Absicherung der Rückbaukosten in einem vorgegebenen Mindestumfang oder projektscharf sicherzustellen. Es gibt NRW-weit keinen einzigen Fall von Altanlagen, die rostend in der Gegend herumstehen und für deren Rückbau wegen Zahlungsunfähigkeit des Betreibers Grundeigentümer in Haftung genommen werden. Es handelt sich hier also um eine Gespensterdebatte.
Letzter Punkt: Windmessung. Es trifft zu, dass der alte Standard der Windmessmast ist. Aber zunehmend setzt sich die moderne Messtechnick (LIDAR) durch, mit der in größeren Höhen und darum präziser gemessen werden kann und Ungenauigkeiten vermieden werden können.
Was aber jenseits aller Einzelfragen nachdenklich stimmt, ist dies: Alle reden von den Gefahren des Klimawandels. Alle weinen dicke Tränen, wenn jedes Jahr ganze Landesteile – und mit ihnen die Tiere – absaufen. Und jeder führt den Klimaschutz im Munde. Aber die billigste, flächensparendste, dezentralste und sauberste Energiequelle, die wir haben – der Wind – wird zur Mutter aller Umweltübel erklärt. Da kann ich nur dem indonesischen Delegierten Yeb Sano zustimmen, der auf der letzten Klimakonferenz in Warschau angesichts der Klimakatastrophe in seinem Land verzweifelt ausrief: „Stop this madness!“
Dr. Peter Neuhaus
Sprecher Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen Siegen-Wittgenstein
Kirchweg 6
57271 Hilchenbach
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